Es hatte den Anschein, als wollte der Schnee um einen der besten Skifahrer der letzten Jahre kämpfen. Als ich Thomas Dreßen Anfang Juni 2024 zum Interview in Sölden traf, war die Straße zum Timmelsjoch tief verschneit – und noch immer nicht für den Straßenverkehr geöffnet. Nach einem sowohl physisch als auch psychisch schmerzhaften Karriereende gut vier Monate zuvor hatte Thomas aber längst aufs Rennrad umgesattelt – mit einem ganz neuen Ziel: den legendären Ötztaler Radmarathon mit seinen 227 Kilometern und 5500 Höhenmetern zu bezwingen.
Der erfolgreichste deutsche Ski-Abfahrer, den Deutschland je hatte, katapultierte sich mit seinem spektakulären Sieg beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel 2018 ins Rampenlicht. Allerdings hinterließ der Hochleistungssport Spuren an seinem Körper. Nachdem sein Knie streikte, gab er auf, auch weil er mit seiner Familie weiterhin ein aktives Leben führen möchte. Der Preis, nur mit medizinischer Hilfe seine Karriere trotz aller Schmerzen fortzuführen, wäre für ihn zu hoch gewesen.
Eine bewegende Geschichte
Wie er die Wochen und Monate nach seinem Karriereende verbrachte, warum dabei seine Leidenschaft fürs Rennrad wieder aufblühte, warum Thomas Dreßen den Plan schmiedete, den Ötztaler zu fahren und welch bewegende und tragische Geschichte er mit Sölden verbindet, das hat er mir in einem offenen Interview verraten.
Und dass die Schneemassen verhindert haben, zum Fotografieren aufs Timmelsjoch zu gehen, haben wir auch verschmerzt – nicht zuletzt, weil wir einen guten Plan B in der Tasche hatten. Wir sind einfach in Sölden rechts auf die Gletscherstraße zum Rettenbachferner abgebogen. Ganz oben, am Ende der noch schneebedeckten Straße, kam zwar der VW-Bus, auf dem längst Sommerreifen montiert waren, ab und zu ein wenig ins Rutschen. Thomas Dreßen auf seinen schmalen Rennradreifen dagegen nicht.
Hier geht’s zu meiner Reportage, die im Rennradmagazin TOUR, Ausgabe 9/2024, erschienen ist.