Nein, da kann kein Mensch Rennrad fahren. Ich bin mir sicher, dass ich da niemals reingefahren wäre, wenn das nicht alle vor mir gemacht hätten. Durch den Wald von Arenberg bräuchte man eigentlich Downhill-Mountainbikes, so übel sind die Wege dort. Jedes Jahr im Frühling fahren dort aber die Profis ein Radrennen. Paris–Roubaix, eines der traditionsreichen und prestigeträchtigsten. Alle zwei Jahre begeben sich Hobbysportler auf den Originalkurs. Mein Kollege Nils Flieshardt und ich haben mal ausprobiert, wie sich das anfühlt.
Schlicht und ergreifend fürchterlich. 50 Kilometer auf Kopfsteinpflaster sind für starre Rahmen mit schmalen Reifen 50 Kilometer zu viel. Der ganze Körper wird durchgeschüttelt, das Gehirn hat Mühe unter der Schädeldecke zu bleiben, an den Händen entstehen Wasserblasen. Unterwegs schüttet es wie aus Kübeln, es bilden sich Sturzbäche auf den Wegen, die Fahrt wird zum Blindflug. Aber irgendwann fahren wir wie die Profis im Velodrom von Roubaix ein und sind mächtig stolz auf uns. Lohn für den Tag: ein Original-Pflasterstein für zehn Euro extra. Zahlen wir natürlich gerne und gehen duschen. Dort, wo die sanitären Anlagen noch aussehen wie vor dem Krieg. Aber wo an jeder Dusche ein Schild befestigt ist, das den Namen eines Sieger von Paris–Roubaix trägt. Fast fühlen wir uns auch ein bisschen so.