Mit meinem Kollegen Andreas Kern verbindet mich eine gute Freundschaft. Allerdings, so ehrlich muss man sein, haben wir uns schon mal ordentlich in die Haare gekriegt, als wir zusammen mit dem Rennrad über die Alpen gefahren sind. Aber wir haben uns irgendwann wieder vertragen – und es war später Andis Idee, mit dem Mountainbike einen 8000er in Nepal zu umrunden. Als wir aufbrachen, war uns bewusst, dass wir danach entweder kein Wort mehr miteinander reden. Oder auf alle Zeiten unzertrennlich sind.

Bevor wir endlich in den Flieger einstiegen, hatte ich Fragen über Fragen. Wie würde ich die Höhe vertragen? Wie würde ich die Kälte vertragen? Hält mein Magen durch? Welche Klamotten brauche ich? Welches Mountainbike ist das richtige? Komm ich mit den anderen klar?

Eine Frau betet in einem buddhistischen Kloster 32 Bilder

Um es vorwegzunehmen: Es war eine der faszinierenden Reisen meines Lebens. Wir waren vier Jungs, die ab und zu das Abenteuer suchen. Micha, zu dessen zweiter Heimat Nepal geworden ist und der vor langer Zeit angefangen hat, Reisen in den Himalaja zu veranstalten. Bernd, ein Konditionswunder, wegen dem gleich am ersten Tag unser Vorhaben zu platzen drohte, als ihm der Schnellspanner vom Vorderrad riss. Andi, der mit seiner Frohnatur seine Zweifel überspielte. Und ich mit meinen Fragen.

Eine alte Nepalesin mit zerfurchtem Gesicht steht neben Jens Vögele
Immer ein Lächeln auf den Lippen: Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen in Nepal hat uns überwältigt. Andreas Kern

Krishna, unser Guide, hatte uns kurzerhand einen Schweißer organisiert, der Bernds Materialprobleme schnell behoben hatte – bevor wir endlich starteten. Ohne Stress, mit viel Pausen, Fotostopps, Humor, Leichtigkeit – und dem Luxus, Laptops, E-Mails, Telefon und viele andere lästige Dinge des Alltags hinter uns zu lassen, verbrachten wir unfassbar eindrucksvolle Tage vor der gewaltigen Kulisse des Himalajas. Wir kämpften uns nach oben bis auf 5416 Meter – mit Kopfweh, aber ohne Höhenkrankheit. Mit ein paar Platten, aber ohne technische Probleme. Und wir fuhren wie im Rausch wieder nach unten. Mit anspruchsvollen Trails, aber ohne Stürze. Mit Intensität, aber ohne Streit. Und mit der Erfahrung, dass die Menschen, die hier leben – in einem der ärmsten Länder der Welt – voller Reichtum sind. Sie haben nicht nur die überwältigende Natur, von der sie zehren können. Sondern darüber hinaus – trotz aller Sorgen des Alltags – immer ein Lächeln auf den Lippen.

Hier geht’s zu meiner Reportage, die im Magazin MOUNTAINBIKE, Ausgabe 5/2016, veröffentlicht wurde.